Auf der heutigen Pressekonferenz wies der PILDJ auf die rasante Zunahme der Angebote von Online-Glücksspielen und die Notwendigkeit hin, einsatzbereite pädagogische Instrumente zu entwickeln. Das Durchschnittsalter beim ersten Einsatz liegt bei 16 Jahren, und der Anteil junger Menschen mit riskantem und problematischem Verhalten hat sich zwischen 2014 und 2018 verzehnfacht. Vier von fünf Glücksspielern sind Lehrlinge, weshalb es wichtig ist, sie schon während ihrer Ausbildung zu sensibilisieren.
Prävention von exzessivem Glücksspiel und Verschuldung
„Obwohl 80 % der Eltern mit ihren Kindern über Videospiele und soziale Netzwerke sprechen, ist es offensichtlich, dass sie das Thema Glücksspiel nicht mit ihren Kindern besprechen“, betont Romaine Darbellay, die im Wallis für exzessives Glücksspiel zuständig ist. Die Folgen des exzessiven Spielens sind vielfältig: Zum Beispiel auf sozialer und gesundheitlicher Ebene kann es zu Isolation, Stigmatisierung, Konflikten mit Familie und Freunden, Angst- und Schamgefühlen führen. Eine der greifbarsten Folgen ist die frühe Verschuldung.
Unser Ziel ist es, Prävention auf weniger frontale Weise zu betreiben und das Thema Glücksspiel in den Unterricht der Sekundarstufe II einzubringen. Aus diesem Grund haben REPER (FR) und Promotion santé Valais (VS) im Auftrag des Interkantonalen Programms zur Bekämpfung der Spielsucht (PILDJ) gemeinsam mit Experten und Lehrkräften aus allen französischsprachigen Kantonen neue Instrumente zur Prävention von exzessivem Glücksspielen für Lehrkräfte der Sekundarstufe II entwickelt.
Alexandre Etienne, Direktor der Berufsfachschule Soziales – Gesundheit des Kantons Freiburg, der an der Entwicklung der Arbeitsblätter mitgewirkt hat, spricht von einem „explosiven Problem : Der erste Gehalt animiert die Schüler-innen zum Glücksspielen“. Als Schulleiter schätzt er die Tatsache, dass diese Instrumente von den Lehrern direkt im Klassenzimmer eingesetzt werden können. Carole Siegfried, Lehrerin in der Berufsbildung (Wallis-Freiburg), stimmt dem zu und stellte beim Testen der Arbeitsblätter fest, dass „eine große Anzahl der betroffenen Schülerinnen und Schüler sich der Mikrotransaktionen in Online-Spielen nicht bewusst ist“. Diese Instrumente tragen dazu bei, das kritische Denken von Jugendlichen zu fördern. Im Alter zwischen 15 und 25 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, dass junge Menschen zu exzessiven Spielern werden, doppelt so hoch wie wenn sie später damit anfangen. 5 % der Jugendlichen sind Risikospieler (3,5 %) oder exzessive Glücksspieler (1,5 %) und damit fünfmal häufiger betroffen als die erwachsene Bevölkerung (etwa 1 % der Betroffenen). Je mehr junge Menschen aufgeklärt werden, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie in die Falle des exzessiven Glücksspiels tappen.
Einfach einsetzbare Arbeitsblätter für Lehrkräfte
Antoine Bays, Präventionsbeauftragter bei REPER, stellte die dreizehn zweisprachigen Arbeitsblätter vor. Diese wurden in Zusammenarbeit mit mehreren Lehrkräften der Sekundarstufe II in der Westschweiz erstellt und getestet. Sie stehen auf der PILDJ-Website zum Herunterladen zur Verfügung und beziehen sich auf Fächer wie Mathematik, Geschichte, Wirtschaft, Literatur, Philosophie und Marketing. Sie sind einfach in das Unterrichtsfach integrierbar und ermöglichen es, Informationen über exzessives Glücksspiel zu vermitteln und die Diskussion über dieses Thema im Rahmen des Unterrichts zu fördern. Ziel ist es, ihr Wissen über Glücksspiele und ihre psychosozialen Fähigkeiten, insbesondere ihr kritisches Denken und ihre Entscheidungsfähigkeit, zu stärken. Da das jugendliche Gehirn noch in der Reifung begriffen ist, neigen junge Menschen eher dazu, falsche Vorstellungen vom Glücksspiel zu haben und impulsives Verhalten an den Tag zu legen. Zusätzlich zu den Arbeitsblättern wurden Quizfragen und ein Brettspiel in französischer und deutscher Sprache entwickelt, um die Problematik des exzessiven Glücksspiels auf unterhaltsame und verständliche Weise zu behandeln“, betont Antoine Bays. Alle diese Instrumente werden nach einem Jahr der Nutzung evaluiert.
PILDJ
Das PILDJ ist ein Programm der sechs französischsprachigen Kantone. Dessen Hauptziel ist es, das Bewusstsein für das Problem des exzessiven Glücksspiels zu schärfen, damit Menschen, die direkt oder indirekt von diesem Problem betroffen sind, Hilfe finden können. Camille Robert, Koordinatorin des PILDJ, stellt fest, dass die Zahl der Online-Glücksspielangebote rapide zunimmt : 11 der 21 Schweizer Casinos haben eine Konzession für Online-Angeboten erhalten. Das PILDJ zielt deshalb darauf ab, die Antworten der Kantone auf das Phänomen des exzessiven Spielens zu harmonisieren. Das PILDJ koordiniert die Dienstleistungen im Bereich des exzessiven Glücksspiels in der Westschweiz in den Bereichen Information, Prävention, Ausbildung und Forschung. Dabei stützt sie sich auf die in den französischsprachigen Kantonen vorhandenen Spezialisten.
Spielsucht: 13 neue und praxisnahe Unterrichtsblätter zur Sensibilisierung der Schüler*innen der Sekundarstufe II in Bezug auf die Risiken bei Geld- und Glücksspielen: Fiches_secondaire_DE_2024.pdf (sos-jeu.ch)